Bereits seit dem Jahr 1993 gibt es in Deutschland eine Kindersitzpflicht. Kinder, die eine Körpergröße unter 1,50 m haben, müssen auf einem geprüften und auf die Größe zugelassenen Sitz mitfahren. Doch wie lässt sich der passende Kindersitz für welches Alter finden?
Die Suche nach dem passenden Kindersitz – das sind die Sitzgruppen
Bevor es daran geht, einen für das Alter passenden Kindersitz zu finden, ist es wichtig, sich über die einzelnen Gruppen zu informieren, in die eine Unterteilung erfolgt. Diese Gruppen sind:
- Gruppe 0 und 0+ beschreibt Kindersitze, die ab Geburt bis hin zu ungefähr einem Jahr genutzt werden können. Die Kinder sollten eine Größe zwischen 45 und 75 cm haben. Das Gewicht kann bis zu 13 kg betragen.
- Gruppe 1 sind die Kindersitze, die ab einem Alter von 6 Monaten bis hin zu 4 Jahren verwendet werden können. Sie sind einsetzbar von einem Gewicht ab 9 kg bis hin zu 18 kg. Das Kind sollte mindestens 70 cm und höchstens 105 cm groß sein.
- Gruppe 2/3 sind die Kindersitze, die ab einem Alter von 3,5 Jahren bis hin zu 12 Jahren, also bis zum Ende der Kindersitzpflicht, verwendet werden können. Sie sind zugelassen ab einer Größe von 100 cm bis hin zu einer Größe von 150 cm. Die Kinder sollten zwischen 15 kg und 36 kg wiegen.
Bei den Verordnungen für Kindersitze wird ebenfalls zwischen zwei verschiedenen Verordnungen unterschieden. Es gibt einmal die ECE R44/04. Diese unterteilt die Kindersitze anhand der Vorgaben zum Gewicht des mitfahrenden Kindes. Die i-Size-Norm geht dagegen nach der Körpergröße des mitfahrenden Kindes.
Hinweis: Der Kindersitz sollte immer aktuell zum Kind passen. Es mag verlockend sein, schon in die größere Größe zu investieren und auf diese Weise Geld zu sparen. Die Sicherheit ist jedoch nicht gegeben, wenn das Kind von der Größe oder dem Gewicht her noch nicht in dem Sitz sitzen darf.
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Den Kindersitz wechseln – wann ist es soweit?
Der Kauf des ersten Kindersitzes ist oft noch keine Herausforderung, denn es ist klar, dass ein Baby von Geburt an in einem Kindersitz der Gruppe 0 oder 0+ sitzen muss. Die sogenannte Babyschale wird rückwärts gerichtet im Auto eingebaut und ist besonders stark geneigt. Es wird empfohlen, das Baby so lange wie möglich in der Autoschale fahren zu lassen, da diese einen sehr hohen Sicherheitsfaktor durch den Einbau entgegen der Fahrtrichtung mit sich bringt. Allerdings muss natürlich der Wechsel in die nächste Gruppe auch dann stattfinden, wenn es die ersten Anzeichen gibt, dass die Babyschale zu klein ist. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass der Kopf des Babys an den Rand der Babyschale reicht. Zudem dürfen die Gurte nicht von unten über die Schultern kommen. Das heißt, sie müssen an den Schultern ansetzen oder von oben kommen, da sonst die Sicherheit nichtmehr gegeben ist. Die Beine können dagegen ruhig über den Rand der Babyschale reichen.
Auch beim Wechsel von der Gruppe 1 auf die Gruppe 2/3 gibt es Anzeichen, die Eltern auf jeden Fall beachten sollten. Der Unterschied bei diesen beiden Gruppen ist nicht nur die Größe der Sitze. In der Gruppe 1 werden die Kinder noch mit einem 5-Punkt-Gurt im Sitz gesichert. Ab der Gruppe 2 erfolgt das Anschnallen dann über den 3-Punkt-Gurt. Genau aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass das Kind groß genug für den Wechsel ist. Dies ist es dann, wenn sich die Kopfstütze des aktuellen Sitzes in der höchstmöglichen Position befindet und die Schultern des Kindes über der Schultergurte-Öffnung sind.
Wichtig: Bei dem Kauf oder der Auswahl des Kindersitzes ist es notwendig, dass das Kind mit dabei ist. Wer sich erst einmal einen Überblick über die möglichen Modelle verschaffen möchte, der kann einen Kindersitz-Test nutzen.
Die mitwachsenden Kindersitze als Alternative?
Es gibt Kindersitze, die ab der Gruppe 1 bis hin zur Gruppe 3 verwendet werden können. Diese stellen vor allem für Eltern, die finanziell nicht die Möglichkeit haben, einen neuen Kindersitz zu kaufen, eine Alternative dar. Allerdings ist zu beachten, dass diese Sitze oft an Komfort und an Möglichkeiten fehlen lassen, individuell auf das Kind abgestimmt zu werden. Sie sind darauf ausgelegt, möglichst lange genutzt werden zu können. Dadurch sind sie bereits von Anfang an deutlich höher, breiter und insgesamt größer. Mit Hilfe von Einsätzen sollen sie für die Kinder in der jeweiligen Altersgruppe passend gemacht werden.
Gerade bei Kindersitzen, die ab Geburt bis über die Gruppe 1 genutzt werden können, bringt dies aber auch einige Probleme mit sich. So sitzen Neugeborene meist zu aufrecht im Sitz, was zu Haltungsproblemen führen kann. Daher ist die Empfehlung, für die jeweiligen Altersklassen den passenden Sitz zu kaufen und diesen dann auch zu verwenden. Über den Test lassen sich meist sogar günstige Sitze finden, die gut abschneiden.
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Reboarder – was ist hier die Empfehlung?
Reboarder sind in skandinavischen Ländern schon lange im Einsatz, in Deutschland gewinnen sie immer mehr das Interesse der Eltern und das ist auch gut so. Dass Babys im ersten Jahr in einer rückwärts eingebauten Babyschale gegen die Fahrtrichtung fahren, hat einen ganz bestimmten Grund. Ihr Kopf ist proportional zum Körper gesehen noch zu groß und zu schwer. Bei einem Unfall wäre die Gefahr einer lebensbedrohlichen Verletzung groß. Aber auch im Alter von einem Jahr oder von zwei Jahren sind die Proportionen noch immer nicht ausgeglichen.
Daher lautet die grundsätzliche Empfehlung, dass Kinder bis zu einem Alter von vier Jahren möglichst rückwärts gerichtet fahren sollen. In der Gruppe 1 gibt es daher immer mehr Reboarder im Angebot. Teilweise wird auch von sogenannten Pseudo-Reboardern gesprochen. Diese können in beide Richtungen eingebaut werden. Derzeit ist es noch so, dass Reboarder häufig recht teuer sind. Aber auch das hat sich bereits geändert und es gibt inzwischen schon Modelle zu guten Preisen. In den Tests schneiden die rückwärts gerichteten Sitze häufig schlechter ab als nach vorne gerichtete Sitze. Dies hängt jedoch vor allem mit dem Einbau zusammen, der auf den ersten Blick etwas kompliziert zu sein scheint, tatsächlich aber ebenfalls recht schnell durchgeführt ist.
Installationsmöglichkeiten im Auto
Bei der Suche nach dem richtigen Kindersitz spielt es ebenfalls eine Rolle, wie er im Auto installiert werden soll. Hier gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist die Installation mit den Gurten. Die Gurte werden nach Vorgabe um den Sitz herum oder unter dem Sitz hindurch geführt und sichern diesen so ab. Die zweite Variante ist Isofix. Wenn die Verankerungspunkte im Auto vorhanden sind, dann kann eine sogenannte Base eingebaut werden. Der Sitz wird dann über ein Klick-System auf die Base gesetzt. Das ist eine ganz besonders einfache Methode und die meisten Autos der aktuellen Generationen haben Isofix bereits von Werk aus integriert.
Die Base muss jedoch separat gekauft werden und ist bei den Sitzen meist nicht enthalten. Dafür kann sie, je nach Hersteller, oft für Sitze mehrerer Gruppen genutzt werden. Hier kann es sinnvoll sein, sich im Fachhandel beraten zu lassen, um auf diese Weise zu erfahren, welcher Sitz für das eigene Auto gut geeignet ist, sich einbauen lässt und letztendlich natürlich auch zum Kind passt. Immerhin soll sich vor allem der Nachwuchs wohlfühlen, wenn es um die Fahrt im Kindersitz geht, die manchmal über mehrere Stunden dauern kann.
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