Ständiges Erbrechen beim Kleinkind: Ursachen und Behandlung

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Leider ist ständiges Erbrechen beim Kleinkind ein Problem, das sehr häufig auftritt und die Eltern verunsichert. Der Kinderarzt wird die Ursachen feststellen und eine geeignete Behandlung einleiten.

Ständiges Erbrechen beim Kleinkind: Häufiges Problem mit vielen möglichen Ursachen

Probleme mit dem Verdauungssystem gehören zu den besonders häufig auftretenden Krankheiten im Kindesalter. Eine forsa Umfrage, die im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) durchgeführt wurde, hat ergeben, dass 64 Prozent aller Kinder bis zum 12. Geburtstag im Laufe eines Jahres unter Verdauungsproblemen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall litten (Mehrfachnennungen waren möglich):

  • 44 Prozent litten an Übelkeit oder Reiseübelkeit
  • 40 Prozent litten unter Durchfall
  • 20 Prozent beklagten sich über Magenschmerzen

Während Eltern von Kindergarten- und Schulkindern zunächst relativ gelassen reagieren und versuchen, die Beschwerden mit Ruhe und Hausmitteln zu lindern, sind Eltern von Babys und Kleinkindern schnell verunsichert. Ständiges Erbrechen beim Kleinkind sollte auf jeden Fall ernst genommen werden. Kleine Kinder dehydrieren relativ schnell und benötigen deshalb umgehend Hilfe. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die kleinen Patienten noch nicht artikulieren können, was das Gefühl der Hilflosigkeit bei den Eltern verstärkt.

Video: 10 Tipps bei Magen Darm bei Kindern – Behandlung, Warnsymptome, Ansteckungsgefahr | Mama Tipps

Ständiges Erbrechen beim Kleinkind: Selbstmedikation ist gefährlich

Ständiges Erbrechen beim Kleinkind ist oft ein Warnsignal des Körpers und sollte unbedingt untersucht werden. Es steckt zwar meist eine harmlose Ursache hinter den Beschwerden. Doch auch, wenn keine ernsthafte Erkrankung Auslöser des Erbrechens ist, muss dem Kleinkind geholfen werden, da die Symptome einen hohen Leidensdruck verursachen und schneller als bei älteren Kindern zur Dehydrierung führen.

Wirkt das Kind teilnahmslos und sind Augen oder Wangen eingefallen, sind dies Anzeichen eines bedrohlichen Flüssigkeitsmangels, der durch die Gabe einer Elektrolytlösung behandelt werden sollte. Generell ist es empfehlenswert, Kleinkinder unter zwei Jahren nicht mit Hausmitteln zu behandeln, bevor der Arzt eine Diagnose erstellt hat.

Aufstoßen nach dem Essen ist kein Erbrechen

Im ersten Lebensjahr spucken viele Säuglinge nach dem Bäuerchen. Mit der Luft wird gleichzeitig ein ganzer Schwall der Milchnahrung ausgestoßen. Die Abdichtung zwischen dem Magen und der Speiseröhre ist noch nicht vollständig ausgereift, sodass es scheint, als ob die Milch einfach wieder aus dem Mund fließt. Dieses Phänomen, das als gastroösophagealer Reflux bezeichnet wird, ist keine Krankheit und kann dadurch gelindert werden, das Baby nach dem Füttern in aufrechter Position zu halten.

Auch im weiteren Verlauf der Baby- und Kleinkindzeit kommt es häufig vor, dass nach der Mahlzeit ein Teil der Nahrung mit dem Aufstoßen nach draußen befördert wird. In diesen Fällen handelt es sich jedoch nicht um Erbrechen.

Erbrechen ist das Aufstoßen von größeren Mengen der Nahrung. Ständiges Erbrechen führt dazu, dass das Erbrochene zu einer gelblich-breiigen Flüssigkeit wird. Der Körper des Kleinkinds verliert sehr rasch viel Flüssigkeit sowie Mineralstoffe und trocknet aus. Das kann bei Säuglingen schnell zu einem gefährlichen Krankheitsverlauf führen.

Die Zeichen einer zunehmenden Dehydrierung sind:

  • weiße Haut
  • Schläfrigkeit, Apathie
  • trockener Mund
  • tiefe Mundatmung
  • verminderte Urinausscheidung

Video: Magen Darm Infekt bei Kindern. Tipps von Kinderarzt Dr. Martin Karsten

Welche Ursachen stecken hinter ständigem Erbrechen beim Kleinkind?

Je jünger das Kleinkind ist, desto empfindlicher sind der Magen und das gesamte Verdauungssystem. Aus diesem Grund können schon ein kaltes Getränk oder die Tatsache, dass das Kind einfach zu viel durcheinandergegessen hat, zum Erbrechen führen. Außerdem schlagen Aufregung, Vorfreude und andere emotionale Erlebnisse Kindern schnell auf den Magen. Darüber hinaus verursacht der Verzehr verdorbener Lebensmittel häufig Übelkeit.

Treten neben dem Erbrechen weitere Symptome wie Fieber auf, deutet dies meist auf einen Infekt hin. Dabei kann es sich um grippale Infekte handeln oder, besonders wenn zusätzlich Durchfall auftritt, um einen Magen-Darm-Infekt.

Neben diesen relativ harmlosen Gründen gibt es jedoch eine Reihe von ernsthaften Erkrankungen, zu deren Symptomen ebenfalls das Erbrechen zählt. Meist klagt das Kind in diesen Fällen zusätzlich über Schmerzen. Blinddarmentzündungen und schlimmstenfalls eine Gehirnerkrankung äußern sich ebenfalls manchmal durch ständiges Erbrechen.

Ratgeber für Eltern: Ständiges Erbrechen beim Kleinkind behandeln

In den meisten Fällen sind die Gründe des Erbrechens harmlos, sodass man dem Kind mit einfachen Maßnahmen helfen kann. Es gilt allerdings immer, dass auch bei vermeintlich harmlosen Gründen ein Kinderarzt konsultiert werden sollte, wenn sich die Beschwerden nicht innerhalb eines Tages bessern, das Kind zunehmend apathisch wird und Flüssigkeit nicht aufnimmt oder sofort wieder erbricht.

Erste Maßnahme bei wiederholtem Erbrechen ist der Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts. Zunächst wird dem Kleinkind schluckweise, aber dafür in kurzen Abständen, Tee verabreicht. Es eignen sich leicht gesüßter Kamillentee oder Fencheltee. Für Babys ist Pfefferminztee nicht geeignet, obwohl dieser Tee ansonsten traditionell gegen Verdauungsbeschwerden eingesetzt wird.

Die ätherischen Öle können zu einer Reizung der empfindlichen Magenschleimhaut führen. Nach einigen Stunden kann die Flüssigkeitszufuhr auf eine halbe Tasse gesteigert werden. Solange das Kind keine feste Nahrung möchte, sollte man es bei der Gabe von ausreichend Flüssigkeit belassen.

Darüber hinaus hat es sich bewährt, dem Kleinkind mit einem kühlen Tuch auf der Stirn Linderung zu verschaffen. Das Ausspülen des Mundes mit Tee oder Wasser hilft gegen den üblen Geschmack.

In den meisten Fällen sind die Gründe des Erbrechens harmlos, sodass man dem Kind mit einfachen Maßnahmen helfen kann.

In den meisten Fällen sind die Gründe des Erbrechens harmlos, sodass man dem Kind mit einfachen Maßnahmen helfen kann.(#01)

In welchen Fällen sollte man den Kinderarzt aufsuchen?

Es gibt Situationen, in denen Eltern nicht abwarten sollten. Ein Besuch beim Arzt ist in folgenden Fällen zwingend erforderlich:

  • Erbrechen in Kombination mit Fieber und / oder Durchfall
  • Das Kind wirkt ohne feststellbare Ursache krank
  • Es gelingt nicht, das Kleinkind zum Trinken zu animieren
  • Ein junger Säugling erbricht sich länger als vier Stunden
  • Der Übelkeit ist ein Sturz oder Unfall vorausgegangen
  • Das Kind wirkt apathisch
  • Das Kind leidet unter starken Bauchschmerzen
  • Das Kind erbricht sich morgens bei nüchternem Magen

Ernsthafte Ursachen für ständiges Erbrechen beim Kleinkind

Die Eingrenzung der verursachenden Faktoren hängt sehr stark vom Alter des Kindes ab. Handelt es sich um einen Säugling, wird der Arzt untersuchen, ob Passagestörungen Ursache des Problems sind. Kleinkinder, die bereits die Kindertagesstätte besuchen, sind häufig von Magen-Darm-Infektionen betroffen. Je älter das Kind wird, umso mehr geraten Krankheiten wie entzündliche Darmerkrankungen oder das „Syndrom des zyklischen Erbrechens“ in den Fokus der Untersuchungen.

Um schnell die geeignete Behandlung einzuleiten, wird der Arzt eine Differenzialdiagnose durchführen und folgende Krankheitsauslöser überprüfen:

  • allergische
  • endokrinologische
  • entzündlich-infektiöse
  • metabolische
  • medikamentöse-toxische
  • neurologische
  • vegetative

Verschiedene behandlungsbedürftige Erkrankungen führen beim Baby oder Kleinkind zu ständigem Erbrechen:

  • Passageproblem Pylorusstenose
  • Volvulus infolge Malrotation
  • Endokrines Erbrechen: AGS mit Salzverlust
  • Kuhmilch-Allergie
  • Benigne fokale Epilepsie
  • Magen-Darm-Virus
Erbricht ein Baby häufig, sind oft Passageprobleme die Ursache.

Erbricht ein Baby häufig, sind oft Passageprobleme die Ursache.(#02)

Passageproblem Pylorusstenose

Erbricht ein Baby häufig, sind oft Passageprobleme die Ursache. Vor allem die Magenpförtnerenge (Pylorusstenose) führt beim Säugling zu schwallartigem Erbrechen. Meist sind Kinder im Alter von drei bis zwölf Wochen betroffen und das Baby erbricht sich ungefähr eine halbe Stunde nach der Mahlzeit.

Bei dieser Erkrankung, unter der einer von 800 Säuglingen leidet, verhindert eine verdickte Muskulatur am Magenausgang, dass der Nahrungsbrei vom Magen in den Zwölffingerdarm transportiert wird. Die Pylorusstenose führt zur Austrocknung und zu Wachstumsstörungen aufgrund des Nährstoffmangels. Mit einer Operation wird die Magenpförtnerenge beseitigt.

Volvulus infolge Malrotation

Dabei handelt es sich um eine Darmverschlingung, die sehr schnell lebensbedrohlich verlaufen kann. Die gestörte Darmdrehung verursacht nicht immer Beschwerden, kann aber zu Magenschmerzen, Brechreiz und Mangelernährung führen. Kommt es dann zu einer akuten Darmdrehung, bei der sich der Dünndarm um die Blutgefäße schlingt, die den Darm versorgen, wird die Stuhlpassage unterbrochen und es drohen bleibende Darmschäden.

Ständiges Erbrechen treten auch bei Flüge in den Urlaub auf.

Ständiges Erbrechen treten auch bei Flüge in den Urlaub auf.

Erbricht sich ein Säugling oder kleines Kind gallig und verschlechtert sich der Allgemeinzustand, kann ein gefährlicher Volvulus die Ursache sein, der sofort operativ behandelt werden muss.

Endokrines Erbrechen: AGS mit Salzverlust

Das adrenogenitale Syndrom (AGS) gehört zu den endokrinen Störungen und äußert sich ebenfalls durch häufigen Brechreiz. Die Erkrankung ist angeboren und genetisch bedingt. Betroffene Kinder fallen schon während der ersten Lebenswochen auf, weil sie in eine lebensbedrohende Salzverlust-Krise geraten, sich häufig übergeben, an Gewicht verlieren und apathisch sind. Durch Gabe von Hormonen kann die Erkrankung erfolgreich behandelt werden.

Kuhmilch-Allergie

Zwei Prozent aller Säuglinge sind von einer Kuhmilch-Allergie betroffen, die bei Stillkindern erst dann Symptome auslöst, wenn eine Umstellung auf Kuhmilch-Nahrung erfolgt. Bei sehr starker allergischer Reaktion sollten die Eltern immer ein Antihistaminikum vorrätig haben, falls das Kind zufällig Milch oder Milchprodukte zu sich nimmt.

Der Kinderarzt wird eine Elektrolytlösung verschreiben, die alle nötigen Stoffe in perfekter Kombination enthält. Als Aufbaukost sind stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln, Hafer, Grieß oder Nudeln geeignet.

Der Kinderarzt wird eine Elektrolytlösung verschreiben, die alle nötigen Stoffe in perfekter Kombination enthält. Als Aufbaukost sind stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln, Hafer, Grieß oder Nudeln geeignet.(#03)

Benigne fokale Epilepsie

Wenn sich Kleinkinder ohne erkennbaren Grund aus dem Schlaf heraus übergeben, kann es sich um diese Form der Epilepsie handeln, die durch ein EEG nachgewiesen wird. Das sogenannte Panayiotopoulos-Syndrom gehört zu den häufigsten Epilepsie-Formen im Kindesalter.

Magen-Darm-Virus

Die überwiegende Zahl der Magen-Darm-Probleme werden im Kleinkindalter von infektiösen Erkrankungen ausgelöst. In 40 Prozent der Fälle werden die Infekte von Rotaviren verursacht, seltener von Adeno- oder Noro-Viren. Bei 20 Prozent der untersuchten Kinder werden Bakterien nachgewiesen (Salmonellen, Shigellen, Campylobacter jejuni, Yersinien oder E.coli Bakterien). In weniger als fünf Prozent der Fälle werden Parasiten nachgewiesen.

Red Flags: Sofortiges Handeln ist erforderlich

Als „Red Flags“ werden Warnsignale für gravierende Krankheitsverläufe bezeichnet, bei denen ein sofortiges Handeln nötig ist. Erbricht sich ein Kleinkind gallig oder sogar blutig, hat es starke Bauchschmerzen oder seit mehr als 72 Stunden Fieber, ist dies ein Grund, sofort einen Kinderarzt oder ein Kinderkrankenhaus aufzusuchen. Auch wenn die Übelkeit immer morgens auftritt, das Begleitsymptom Kopfschmerz, eine Gedeihstörung oder Gewichtsverlust festgestellt werden, ist ein Arztbesuch unumgänglich.

Ist schnelle Hilfe erforderlich, können sich Eltern deutschlandweit auf dem Portal „Kinder- & Jugendärzte im Netz“ über Not- und Bereitschaftsdienste informieren oder die Adressen von Kinderkrankenhäusern finden.

Wie kann man dem Kleinkind am besten helfen?

Das Wichtigste ist, dafür zu sorgen, dass das Kleinkind genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Das oft genannte Hausmittel „Cola mit Salzstangen“ ist allerdings nicht empfehlenswert, denn die Zusammensetzung ist ungünstig. Cola enthält viel zu viel Zucker (110 Gramm pro Liter), aber weder Kalium noch Natrium, das die Kinder dringend brauchen.

Der Kinderarzt wird eine Elektrolytlösung verschreiben, die alle nötigen Stoffe in perfekter Kombination enthält. Als Aufbaukost sind stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln, Hafer, Grieß oder Nudeln geeignet. Geriebene Äpfel und Bananenbrei bieten leicht verdauliche Nährstoffe. Ansonsten reicht es in den meisten Fällen aus, für einen ruhigen Tagesablauf und Zuwendung zu sorgen, damit das Kleinkind schnell wieder fit wird.


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