Kinderkrankheiten erkennen: Masern, Röteln, Windpocken sind Infektionskrankheiten, die bei Babys und Kindern besonders häufig auftreten. Welche Kinderkrankheiten es gibt, wie man sie erkennt und wann eine Impfung schützen kann.
Kinderkrankheiten sind nicht zu unterschätzen
Kinderkrankheiten heißen Kinderkrankheiten, weil eine Ansteckung so leicht passiert und oft so schnell geht, dass vor allem Kinder davon betroffen sind. Doch obwohl das Wort „Kinderkrankheiten“ eher harmlos und niedlich klingt, können die meist viralen Infektionskrankheiten starke Beschwerden verursachen und in manchen Fällen sogar lebensgefährlich werden.
Alle Kinderkrankheiten haben typische Symptome und verursachen meist klassische Beschwerden. Impfungen bieten den optimalen Schutz. Auch Erwachsene können Kinderkrankheiten bekommen. Oft verlaufen die Infektionen bei ihnen besonders schwer und je nach Krankheit sind schwangere Frauen besonders gefährdet.
Kinderkrankheiten erkennen: Diese Symptome sind typisch
Als klassische Kinderkrankheiten gelten Masern, Röteln, Ringelröteln, Mumps, Windpocken, Keuchhusten und Scharlach. Doch auch die so genannte Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist weit verbreitet und wird mittlerweile ebenfalls zu den Kinderkrankheiten gezählt. Viele Kinderkrankheiten haben ähnliche Grundsymptome. Dazu zählen unter anderem
- Fieber
- Ausschlag
- Abgeschlagenheit
Fieber ist bei den meisten Kinderkrankheiten typisch. Ist bei einem Kind die Ansteckung mit einer Kinderkrankheit erfolgt, erkranken nicht selten auch Geschwisterkinder und manchmal sogar die ganze Familie. Doch welche Infektionskrankheiten gibt es, welche Beschwerden verursachen sie und wie kann man einer Ansteckung vorbeugen? Wir stellen die wichtigsten Kinderkrankheiten nachfolgend genauer vor und verraten, wie man diese Kinderkrankheiten erkennt und richtig handelt.
Masern: Hochansteckend und immer noch nicht ausgerottet
Masern gelten als die gefährlichste Kinderkrankheit. Die Verbreitungsrate ist trotz Existenz einer Impfung weltweit immer noch sehr hoch, auch wenn die Zahl der Masernfälle in Deutschland sehr zurückgegangen ist. Masern sind deswegen so gefährlich, weil sie nicht nur hoch ansteckend sind, sondern auch schwere Komplikationen wie beispielsweise eine Lungenentzündung verursachen können.
Die am meisten gefürchtete Komplikation ist die so genannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine schwere Gehirnentzündung, die in vielen Fällen tödlich verläuft.
Die folgenden Beschwerden sind für eine Maserninfektion typisch:
- Fieber
- Schnupfen und Husten
- Kopf- und Halsschmerzen
- Ausschlag am ganzen Körper
Eine Maserninfektion lässt sich nicht auf Anhieb erkennen, denn sie beginnt zunächst wie ein normaler grippaler Infekt. Der maserntypische Ausschlag beginnt in den allermeisten Fällen zunächst hinter den Ohren und breitet sich dann über den ganzen Körper aus. Weiße Flecken sind auch ein Hinweis auf eine Masern Infektion. Sobald der Verdacht auf Masern besteht, sollten der Kinderarzt aufgesucht sowie sämtliche Personen informiert werden, mit denen die betroffene Person in den Tagen vor Ausbruch der Erkrankung Kontakt hatte.
Auf keinen Fall darf der Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung erfolgen. Die Gefahr von einer weiteren Verbreitung ist zu groß. Masern sind eine meldepflichtige Krankheit. Der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, die so genannte Inkubationszeit, beträgt bei Masern rund acht bis zehn Tage.
Bis die Krankheit ausgestanden ist, vergehen oft zwei bis drei Wochen. Fieberzäpfchen und Hustenmittel können lediglich die Symptome lindern, ansonsten muss die Krankheit durchgestanden werden.
Wirksamen Schutz vor einer Maserninfektion bietet lediglich eine Impfung. Sie ist für Kinder ab neun Monaten zugelassen und wird in der Regel um den ersten Geburtstag verabreicht.
Röteln: Für Schwangere hoch gefährlich
Röteln sind in Deutschland und Europa weit verbreitet und wie Masern hoch ansteckend. Obwohl auch Röteln zu den Kinderkrankheiten zählen, sind Kinder und Erwachsene gleichermaßen gefährdet. Die Entwicklung der Krankheit ist höchst unterschiedlich: Oft gibt es leichte Verläufe, aber Röteln können auch so richtig krank machen. Besonders gefährlich ist eine Ansteckung mit Röteln für schwangere Frauen.
Vor allem bei einer Infektion in den ersten Schwangerschaftswochen kann das ungeborene Kind schwer geschädigt und mit Missbildungen geboren werden. Darüber hinaus kann es auch zu Fehlgeburten kommen.
Klassisch für eine Infektion mit Röteln sind die folgenden Symptome:
- Müdigkeit und Mattigkeit
- Husten und Schnupfen
- Kopfschmerzen
- Rote und tränende Augen
- Leichtes Fieber
- Ausschlag
- Geschwollene Lymphknoten
Video: Frauenaerztin Dr.Younes Kressin erklärt: Was tun bei Ringelröteln in der Schwangerschaft?
Der für Röteln typische Hautausschlag besteht aus kleinen, rot-braunen Punkten und breitet sich vom Gesicht aus schnell über den ganzen Körper aus. Nach zwei bis drei Tagen klingt er ab. Ausgestanden ist die Kinderkrankheit damit aber noch nicht. Das Kind oder der erkrankte Erwachsene bleiben auch ohne Beschwerden weitere vier bis fünf Tage ansteckend.
Auch bei Röteln kann man mit einer Impfung vorbeugen. Sie wird als Kombinationsimpfung um den ersten Geburtstag das erste Mal verabreicht. Deutschlandweit liegt die Impfquote gegen Röteln bei unter 90 Prozent. Deswegen besteht noch keine Herdenimmunität und die Krankheit tritt immer noch regelmäßig auf.
Herdenimmunität: Durch eine Impfung schützt man sich natürlich vor allem selbst vor einer ansteckenden Krankheit. Manche Menschen können sich jedoch nicht impfen lassen. Babys sind manchmal noch zu jung für eine Impfung. Oder aufgrund einer chronischen Erkrankung kann man nicht geimpft werden. Diese Menschen sind darauf angewiesen, dass in ihrem Umfeld geimpft wurde. Die eigene Impfung dient somit nicht nur einem selbst, sondern auch anderen Menschen.
Video: Warum Masern so gefährlich sind – Impfung Pro und Contra | Gut zu Wissen | BR
Ringelröteln: Die oft unentdeckte Kinderkrankheit
Ringelröteln tragen zwar auch das Wort Röteln im Namen, haben mit den klassischen Röteln allerdings nichts gemeinsam. Zwischen der Ansteckung mit ihrem Auslöser, dem Parovirus B19, und dem Ausbruch der Krankheit liegen oft bis zu drei Wochen. Ringelröteln können in vielen Fällen völlig ohne Symptome verlaufen und die betroffene Person in der Familie bemerkt gar nicht, dass sie sich angesteckt hat.
Typisch für eine Ansteckung können die folgenden Hinweise sein:
- leichtes Fieber
- geschwollene Lymphknoten
- roter Ausschlag, zunächst im Gesicht, dann auch auf Schultern, Armen und Beinen
Eine Impfung gegen Ringelröteln gibt es nicht. Gefährlich ist eine Erkrankung für Schwangere, denn das ungeborene Kind kann durch eine Infektion eine schwere Blutarmut erleiden. Vor allem am Anfang der Schwangerschaft droht eine Fehlgeburt. Werdende Mütter sollten deshalb mit Feststellen der Schwangerschaft beim Arzt testen lassen, ob gegen Ringelröteln bereits eine Immunität vorliegt.
Video: Mumps: Nicht nur eine Kinderkrankheit
Mumps: Die Kinderkrankheit, die man auch Ziegenpeter nennt
Auch eine Ansteckung mit Mumps wird durch Viren ausgelöst. Typisch für eine Infektion mit Mumps ist eine teils sehr schmerzhafte Entzündung der Ohrspeicheldrüse. Im Zuge dessen erfolgt häufig auch noch die Entwicklung einer so genannten „Hamsterbacke“. Dahinter steckt eine teils starke Schwellung im Gesicht. Jungen infizieren sich häufiger mit Mumps als Mädchen.
Symptome für Mumps sind neben der Gesichtsschwellung ferner:
- Kopf- und Gliederscherzen
- Fieber
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
Im Kindesalter verläuft eine Mumps-‚Erkrankung meist unproblematisch. In seltenen Fällen entsteht jedoch ein Hörschaden. Gefährlich ist es auch, wenn die Infektion erst im Teenager-Alter erfolgt. Hier kann bei Jungen der Verlust der Zeugungsfähigkeit eine mögliche Komplikation sein.
Vorbeugen kann auch bei Mumps eine Impfung. Sie wird in der Regel als Masern-Mumps-Röteln-Kombiimpfung um den ersten Geburtstag verabreicht.
Windpocken: Achtung, hartnäckiger Juckreiz!
Eine Infektion mit Windpocken gehört zu den unangenehmsten Kinderkrankheiten, denn eine Ansteckung geht in ihrer Entwicklung oft mit einem typischen, heftigen Juckreiz einher. Auslöser ist das Varizella-Zoster-Virus, das zur Familie der Herpesviren gehört. Eine Ansteckung innerhalb der Familie erfolgt häufig über den Speichel des Erkrankten. Die Viren verteilen sich beispielsweise beim Husten oder Niesen durch die Luft.
Weitere Symptome und Beschwerden sind:
- ein allgemeines Krankheitsgefühl
- Fieber
- kleine Bläschen, die stark jucken und sich über den ganzen Körper verbreiten
Eine Ansteckungsgefahr besteht erst nicht mehr, wenn alle Bläschen verheilt und verkrustet sind. Das kann durchaus eine ganze Woche dauern. Spezielle Medikamente, die der Arzt verschreibt, können den starken Juckreiz lindern. Dies ist deshalb so wichtig, weil aufgekratzte Bläschen lebenslange Narben verursachen können. Selten verläuft eine Infektion mit Windpocken schwer. Eine mögliche Komplikation der Erkrankung ist eine Lungenentzündung.
Eine Impfung gegen Windpocken wird ebenfalls um den ersten Geburtstag angeboten. Meist wird in Kombination mit dem Schutz gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft.
Keuchhusten: Wenn die Luft wegbleibt
Anderes als viele andere Kinderkrankheiten wird Keuchhusten nicht durch Viren, sondern durch Bakterien ausgelöst. Typisch für eine Infektion sind wiederkehrende heftige Hustenanfälle, die oft mehrere Wochen anhalten können. Vor allem bei Säuglingen verläuft die Infektion oft schwer. Deswegen kommt der Impfung gegen Keuchhusten, die Teil der Grundimmunisierung bei Säuglingen ab zwei Monaten ist, eine besondere Bedeutung zu.
Auch für eine Ansteckung mit Scharlach sind Bakterien verantwortlich – die sogenannten A-Streptokokken. Sie lösen nicht nur starke Halsschmerzen aus, sondern auch einen juckenden Hautausschlag am ganzen Körper sowie eine extrem rote Zunge, die so genannte „Himbeerzunge“. Besteht der Verdacht auf Scharlach, sollte der Kinderarzt aufgesucht werden, der die Ansteckung mit einem Abstrich bestätigen kann. Eine Impfung gibt es nicht, behandelt wird mit einem Antibiotikum.
Vorbeugen kann man am besten, indem man den Kontakt zu erkrankten Personen einer Familie meidet. 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie besteht keine Ansteckungsgefahr mehr und dem kleinen Patienten geht es deutlich besser.
Video: Hand-Fuß-Mund-Krankheit – Der Kinderarzt vom Bodensee
Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Hoch ansteckend und weit verbreitet
Eine Infektion mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist harmlos, eine Ansteckung jedoch vor allem in Gemeinschaftsreinrichtungen wie Kindergärten und Krippen sehr wahrscheinlich. Oft erkrankt eine ganze Gruppe, denn die Virusinfektion ist hoch ansteckend.
Während sich das Kind allgemein krank fühlt, bilden sich als Beschwerden schnell typische Bläschen, meistens am Mund, auf den Füßen und auf den Händen. So lange die Bläschen sichtbar sind, ist der Patient auch noch ansteckend.
Hat sich ein Kind mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit angesteckt, darf es den Kindergarten oder die Krippe erst wieder besuchen. Ein fiebersenkendes Mittel kann eventuelle Schmerzen lindern. Eine Impfung gegen die Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt es nicht.
Kinderkrankheiten: Eine Impfung kann schützen
Den besten Schutz vor Kinderkrankheiten stellen Impfungen da. Werden sie streng nach Plan verabreicht, leisten sie einen wichtigen Beitrag dazu, die meisten Kinderkrankheiten auszurotten und Kinder vor ihnen zu schützen. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine grobe Übersicht über das derzeit gültige Impfschema in Deutschland. Bitte informieren Sie sich zu den genauen Details bei Ihrem Kinderarzt.
Art der Impfung | Impfzeitpunkt |
Diptherie/Keuchhusten/Tetanus/HIB/Polio/ Hepatitis B/Pneumokokken |
Erste Impfung mit zwei Monaten
Zweite Impfung mit drei Monaten Dritte Impfung mit vier Monaten |
Diphterie/HIB/Polio/Hepatitis B/ Pneumokokken |
Auffrischung mit ca. einem Jahr |
Masern/Mumps/Röteln | Erste Impfung mit ca. 12 Monaten Auffrischung mit ca. vier Monate später |
Meningokokken-C | Erste Impfung um den 1. Geburtstag |
Diphterie/Keuchhusten/Tetanus | Auffrischung mit ca. 5 Jahren |
Diphterie/Keuchhusten/Tetanus/Polio | Auffrischung mit ca. 9 Jahren |
HPV-Grundimmunisierung | Ab ca. 12 Jahre |
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