Menschen, die sich heutzutage für Kinder entscheiden, sollten geachtet werden. Trotzdem bringt die Gesellschaft älteren Eltern oft wenig Verständnis entgegen. Das erleben Eltern und Kinder.
Alte Eltern: Unterschied Mütter oder Väter
Wenn Männer wie Sky du Mont, der im Alter von 59 Jahren noch einmal Vater geworden ist, oder andere namhafte Prominente, später ein Kind bekommen, dann kräht meistens kein Hahn danach. Es wird auf die Midlife Crisis, die sehr viel jüngere Partnerin oder die immer noch gut funktionierende Potenz geschoben.
Anders ist es, wenn eine reifere Frau noch einmal, oder zum ersten Mal, ein Kind bekommt und dann zu den älteren Müttern gehört: Während die späteren Väter oft sogar bewundert werden und man ihnen nachsagt, dass sie sich mehr um ihre Kinder kümmern als jüngere Väter, wird eine über-50-jährige Mutter dagegen meistens mitleidig belächelt. Nur weil sie graue Haare trägt und nicht mehr jugendlich schön ist, trauen ihr viele Personen das “Eltern sein” nicht mehr zu.
Alte Eltern: Vorurteile gegen Mütter
Dabei gibt es sogar mehrere Gründe, warum ältere Mütter vor allem in der Gesellschaft sehr häufig mit gemischtem Gefühl betrachtet werden: Ein unterschwellig bestehender Sexismus in unserer als so tolerant geltenden Gesellschaft vertritt die Vorstellung, Frauen müssten auch als Mütter attraktiv und erotisch anziehend sein. Ältere Frauen jenseits der 50 werden meist nicht mehr als erotisch angesehen, ältere Männer dagegen durchaus. Im Gegenteil, sie gelten sogar als optisch schön und interessant im Vergleich zu jungen Männern und jüngeren Vätern.
Alte Eltern: Kritik und Punkte dagegen
„Ist das deine Mutter oder deine Großmutter?“, die Frage hören Kinder oft, wenn sie in Begleitung ihrer Mütter unterwegs sind. Und auch Geschwister werden häufig dafür kritisiert, wenn ihre Mütter in späteren Jahren noch einmal ein Kind bekommen. Der Hinweis, dass das Geschwisterkind, das mit einem hohen Altersunterschied auf die Welt gekommen ist, beispielsweise das Down-Syndrom oder eine andere Behinderung hätte haben können, ist dann immer wieder an der Tagesordnung.
Es sei also, so die Kritik an den älteren Müttern, eine unverantwortliche Handlung, in späten Jahren noch ein Kind zu bekommen.
Dabei sprechen viele Punkte genau gegen diesen Vorwurf:
- Eltern gehen grundsätzlich eine große Verantwortung ein, für einen anderen Menschen zu sorgen.
- Die Verantwortung haben sie nicht nur mit 18 Jahren, mit 28 oder 38. Sie haben sie weitaus länger.
- Jeder Mensch, der sich entscheidet, Eltern zu werden, verdient großen Respekt. Dabei sollte es ganz egal sein, ob ein Kind mit jüngeren oder älteren Eltern aufwächst.
- Verantwortung gegenüber einem Kind kann sich auf vielfältige Art und Weise ausdrücken und hat in keinster weise etwas mit dem Alter der Eltern zu tun.
- Bei älteren Müttern hat man oft das Gefühl, dass sie mit ihrem Kind und ihrem Dasein als Eltern viel gelassener und selbstbewusster umgehen.
- Bei älteren Eltern ist die finanzielle Situation oftmals besser und stabiler, so dass sie es sich meistens auch eher leisten können, für ihre Kinder da zu ein. Weniger Arbeit und mehr Zeit mit dem späteren
- Nachwuchs schaffen für die Familie meistens eine entspanntere Situation.
Alte Eltern: Erfahrungen der Kinder
Die Frage, was also gegen einen späteren Eintritt in die Zeit als Eltern spricht, lässt sich von daher in vielen Fällen nicht so negativ beantworten, wie unsere Gesellschaft sie immer wieder darstellt. Viele Menschen, die selber in späteren Jahren Eltern geworden sind oder Geschwister mit einem größeren Altersunterschied haben, schildern ihre Erfahrungen mit der Situation deshalb so oder so ähnlich:
Die einen sehen die Grenze, dass beide Eltern für Kinder zu alt sind, dann erreicht, wenn sie praktisch ihre durchschnittliche Lebenserwartung nicht mehr so erreichen, dass sie sich um das Kind kümmern können. Einer der Partner sollte also für das Kind bis zu dessen 18. Lebensjahr sorgen können. Dabei sollte es egal sein, ob diese Person die Mutter oder der Vater ist.
Schließlich können sich Mütter, wenn sie denn schon um die 50 sind, für ihre Kinder auch einen Partner suchen, der jünger und daher länger in der Lage ist, sich um die Kinder zu kümmern. Oder die sehr viel älteren Geschwister, wenn solche denn vorhanden sind, kümmern sich mit um die noch kleinen Nachzügler.
Alte Eltern: Unterschied für andere Kinder
Unter diesen Aspekten kommen viele betroffene Mütter und deren Kinder immer öfter zu der Ansicht, dass das Alter für das Eltern sein doch eher unerheblich ist. Entscheidend ist letztlich doch vielmehr, wie die Eltern mit ihrem Kind umgehen und wie es dem Kind mit seinen Eltern geht. “Als mein Vater mit 80 starb, war ich 28. In den letzten zwei Jahren seines Lebens hatte ich ihn im Pflegeheim besucht.
Aber so etwas passiert auch Kindern von jüngeren Eltern,” schildert eine Betroffene ihre Erfahrungen.
Wie viele andere Kinder, deren Eltern deutlich älter sind als “normale” Eltern, hat sie aber auch immer wieder festgestellt, was es bedeutet, mit späteren Eltern aufzuwachsen.
Ein paar Punkte im Überblick:
- In vielen Fällen sind die Kinder, deren Mütter oder Väter zu den älteren Eltern gehören, Einzelkinder und wachsen ohne weitere Geschwister auf.
- Wenn Mütter oder Väter in späteren Jahren nochmals Eltern werden, etwa in einer späteren zweiten Partnerschaft, dann ist der Altersunterschied zwischen den Geschwistern meistens sehr groß.
- Kinder von älteren Eltern, die irgendwann selbst zu Eltern werden, haben meistens das Schicksal, dass wiederum ihre Kinder ohne Großeltern oder mit sehr alten Großeltern aufwachsen.
Video: Die Top 10 der ältesten Menschen, die nochmal Eltern wurden
Alte Eltern: Folgen für deren Kinder
Umgekehrt gibt es bei Kindern von älteren Eltern dann immer wieder einen sehr interessanten Effekt, wie Untersuchungen und Studien belegen: Viele Kinder mit älteren Eltern werden (bewusst oder auch unbewusst) jünger als ihre Eltern selbst zu Eltern. “Mein Sohn wurde geboren, als ich 36 Jahre alt war.
Das geht noch, finde ich,” so eine befragte Frau in einer Studie über ältere Eltern. “Immerhin war ich acht Jahre jünger als meine Mutter bei meiner Geburt. Es mag albern klingen, aber es ist mir wichtig,” betont sie in der Erhebung. Grundsätzlich sei es “nicht schlimm, alte Eltern zu haben, aber … es hilft allen Beteiligten, wenn man sich die Besonderheiten klarmacht. Und darüber nachdenkt, was sie mit der jeweiligen Familie anstellen”, gibt sie anderen späteren Eltern und ihren Kindern mit auf den Weg.
Ob es für alle Beteiligten gut gewesen ist, ältere Eltern zu haben oder nicht, das lässt sich sowieso in jedem einzelnen Fall erst dann betrachten, wenn das jeweilige Kind herangewachsen ist. Und wenn in der jeweiligen Familie das Gefühl besteht, dass es so, wie es ist, gut war, dann ist es für alle auch gut.
Während es bei älteren Männern, die zum ersten mal oder noch einmal Vater werden, akzeptiert wird, sind bei älteren Müttern die Kritikpunkte sehr hoch.
Wer sich in späteren Jahren für ein Kind entscheidet, sollte es mindestens bis zu seinem 18. Lebensjahr begleiten können oder einen Partner haben, der dazu in der Lage ist.
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1 Kommentar
Naja am Ende muss ja jede Frau selbst entscheiden, ob sie ein Kind haben möchte und in welchem Alter. Meine Mutter hat mich relativ jung bekommen und sie war und ist eine tolle Mutter. Also denke ich nicht, dass es aufs Alter ankommt.
Liebe Grüße,
Carmen 🙂