Seelische Erkrankungen nach der Geburt. Je nach Definition sind 15 bis 50 Prozent aller Frauen betroffen. Was hilft bei Wochenbettdepression?
Wochenbettdepression: So erkennen junge Mütter, ob sie betroffen sind
Es gibt zwei Arten einer Wochenbettdepression: Den kurzfristigen „Baby-Blues“ mit einer Dauer von maximal ein paar Wochen. Und die postpartale Depression (PPD), welche behandlungsbedürftig ist.
- PPD oder Baby-Blues: Den wichtigen Unterschied erkennen
- Wirksame Hilfe für die jungen Mütter
- Welche Auswirkungen gibt es auf das Neugeborene?
- Bekommen auch Väter einen Baby-Blues?
Wochenbettdepression: Nur etwas traurig oder eine PPD-Depression?
Um den jungen Müttern richtig zu helfen, muss man wissen, was ihnen fehlt: Ein Baby-Blues dauert nur ein paar Tage oder Wochen an. Es kommt aufgrund der neuen Situation zu emotionaler Instabilität. Die Neu-Mütter weinen häufiger und ihre Stimmung wechselt des öfteren. Geht der Zustand nach einigen Wochen zu Ende, überwiegt die Freude über das Babyglück.
Völlig anders verhält es sich mit der postpartalen Depression. Eine schlimme Form der Wochenbettdepression, die ärztlich therapiert werden muss. Anhand der Checkliste sollte sich jede junge Mutter mit Stimmungsschwankungen selbst überprüfen:
Checkliste: Leide ich an einer Postpartalen Depression?
- Wie oft habe ich seit der Geburt gelacht und die sonnigen Seiten des Lebens gesehen?
- Wann konnte ich mich das letzte Mal so richtig auf etwas freuen?
- Fühle ich mich ohne Grund schuldig, wenn etwas schief läuft?
- Bin ich ängstlich und besorgt aus nichtigen Gründen?
- Erschrecke ich seit der Geburt leicht und reagiere ich panisch?
- Gibt es Zeichen der Überforderung ohne erkennbaren Grund?
- Leide ich an Schlafstörungen, weil ich unglücklich bin?
- Habe ich ein stetiges Gefühl der Traurigkeit in mir?
- Weine ich in letzter Zeit häufig?
- Habe ich den Wunsch, mir selbst Schaden zuzufügen?
Wer vor kurzem Mama wurde und bis auf die beiden ersten Fragen mit „ja“ geantwortet hat, benötigt dringende Hilfe durch einen fachlich versierten Mediziner. Vielleicht bemerkt auch das soziale Umfeld – Ehemann, Familie oder mögliche andere Kinder – Stimmungsänderungen dieser Art.
Hilfe bei Wochenbettdepression? Adressen zum Thema PPD:
Der Verein Schatten und Licht e.V. ist genau die richtige Anlaufstelle für junge Mütter mit Depressionen. Er hat auch zum Ziel, ein bundesweites Netz aus Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen aufzubauen.
In jedem Fall eine erste gute Adresse zum Informieren:
Schatten & Licht e. V.
Obere Weinbergstr. 3
D-86465 WELDEN
Tel.: 08293 / 965864
Fax: 08293 / 965868
Email: info@schatten-und-licht.deHier finden Betroffene Hilfe zu den Themen Depressionen nach der Geburt
Noch mehr Adressen gibt es hier. Auf der Webseite kidsgo, das junge Mütter auf dem Weg zum Kind begleitet. Vom ersten Kinderwunsch bis zu wertvollen Tipps, wenn der Säugling auf der Welt ist.
Viel Wissenswertes ist aufgeführt, so dass neue Mamas genau die richtigen Angebote finden:
Alles Wichtige rund um die Geburt
kidsgo Verlag GmbH
Anschrift
Maschmühlenweg 105
37081 Göttingen
Tel.: 0551 99725-0
Fax: 0551 99725-299
Email: willkommen@kidsgo.de
Video: Was ist eine WOCHENBETT-DEPRESSION ? | Postpartale / postnatale Depression | MEINE ERFAHRUNG
Wochenbettdepression: Gibt es Auswirkungen auf Neugeborene?
Leidet die Mutter, ist auch das Baby betroffen. So die gängige Annahme, wenn Neu-Mamas nach der Geburt in ein seelisches Tief fallen. Stimmt das und was für Folgen können auftreten, wenn in den ersten wichtigen Wochen die Bindung zur Mutter aufgrund einer Wochenbettdepression nicht so eng wie üblich ausfällt.
Man muss es so klar sagen: In schweren Fällen von postpartalen Depressionen schaden Mütter ihrem Kind. Die kognitive (Denkfähigkeit) und emotionale Entwicklung des kleinen Kindes kann gestört sein. Das zeigt eine 2010 von der University of Miami vorgestellte Studie über das Verhalten und die Entwicklung von Kleinkindern. Die Ergebnisse wurden in einem Zeitraum von zehn Jahren gesammelt.
PPD-Mütter vernachlässigen häufig ihre Kinder
Laut der Untersuchung kümmern sich PPD-Mütter weniger um das regelmäßige Füttern des Kindes und um den allgemeinen Schutz. Eine weitere Studie aus Kanada (2004 veröffentlicht) kommt zu dem Schluss, dass Kinder depressiver Eltern vermehrt von Bindungsstörungen betroffen sind. Dazu kommt häufig eine mangelhafte Selbstkontrolle, Ängste sowie verminderte soziale Fähigkeiten in Form auch von Lernschwierigkeiten in der Schule.
Wochenbettdepression mit professioneller Hilfe bekämpfen
„Das kann verhindert werden, wenn mehr Mütter Hilfe in Anspruch nehmen“, so Joy Burkhard, welche eine Organisation für die Gesundheit von Müttern mit Sitz in Kalifornien gründete. Spezialgebiet: Die Versorgung einer Depressionen während der Schwangerschaft und nach der Geburt. „So könnten lebenslange Probleme bei den Kindern verhindert werden.“, so die große Hoffnung nach einer Therapie.
Rechtzeitig Hilfe suchen: Das muss zentrales Ziel einer Therapie gegen schwere Formen der Wochenbettdepression sein. Die Checkliste verdeutlicht, wie man jungen Müttern wirksam helfen kann, um aus ihren negativen depressiven Stimmungen wieder herauszufinden.
Was hilft bei postpartalen Depressionen?
- Ehrlich zu sich sein und sagen, es gibt ein ernstes Problem
- Arzt, Partner und Angehörige müssen Zustand erkennen und die junge Mutter unterstützen
- praktische Hilfe im Alltag und emotionale Zuwendung bekommen, wirkt oft Wunder
- Entspannungstechniken wie Yoga können bei Depressionen aller Art helfen
- mit anderen Betroffenen sprechen (Bekannte oder auch in Selbsthilfegruppe)
- bei mittlerer bis starker Depression medizinische Hilfe unabdingbar
- ausgebildete Psychotherapeuten vermitteln Kompetenz und beruhigen Betroffene
- Antidepressiva nach der Geburt sind in vielen Fällen hilfreich, sollten aufgrund möglicher Suchtgefahren streng kontrolliert werden. Vor allem während der Stillzeit sollten diese Medikamente nur nach Absprache eingenommen werden
Ganz wichtiger Punkt: Die depressive junge Mutter nicht verurteilen und sich über ihre mitunter schwerfällige Art während eines Baby-Blues beschweren. Das hilft weder der Betroffenen und erst recht nicht dem Neugeborenen.
Bekommen auch Väter einen Baby-Blues?
Große Überraschung: Auch Väter können an einer Depression nach der Geburt ihres Kindes erkranken. Und zwar ähnlich häufig wie die Mütter. Laut Psychologe Dan Singley vom Center for Men’s Excellence in San Diego erkrankt jeder zehnte Mann nach der Geburt eines Kindes an einer solchen Störung. Sogar 18 Prozent entwickeln diverse Formen von Angststörungen.
Gründe, warum neue Väter an Verstimmungen leiden
Was sind die Ursachen? Theorien gibt es einige. So sinkt der Testosteronspiegel von Männern, die gerade Vater geworden sind, das ist inzwischen wissenschaftlich festgestellt worden. Aber die Hormone erklären bestimmt nicht alles. So steht auch eine schlichte Erklärung im Raum: Nämlich Schlafmangel. Nur wenige Neugeborene schlafen wirklich durch und eine dauerhaft gestörte Nachtruhe beeinträchtigt die Psyche in erheblichem Umfang.
Das Problem: Männer finden für ihre Lage noch weniger Verständnis als die frisch gebackenen Mütter. Ein Umdenken ist notwendig, um auch die Väter effektiv zu therapieren. So wäre es sinnvoll, auch werdende Väter regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zu schicken, um etwaige Formen von Depression aufzudecken. Denn je schneller diese erkannt wird, umso zielgerichteter kann man helfen.
Soziales Netzwerk aus Freunden und Familien stärkt die junge Familie
Egal, ob Mütter oder Väter: In jedem Fall hilft immer ein soziales Netzwerk, damit sich der Baby-Blues nicht zu einer wirklich ernsthaften Erkrankung entwickelt. Belastungen können durch die Familie oder enge Freunde am besten abgefangen werden und wieder zu einer Zufriedenheit im Leben führen. Das kann bedeuten, auch einmal die Einkäufe mit zu erledigen oder die Großeltern kümmern sich mal an einem Wochenende um den Nachwuchs, während die Eltern Zweisamkeit mal ohne das Neugeborene genießen.
Manchmal reichen solche Gesten aus, um einer Überforderung im Alltag und durch das Baby zu entgehen. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen erholen sich die Eltern schnell, wenn der Nachwuchs größer geworden ist und in der Nacht auch durchschläft. Aber es gibt heute definitiv viele Möglichkeiten und Hilfsangebote, um einen Baby-Blues nicht zu einer Bedrohung für die Gesundheit werden zu lassen. Das sollte jedes Elternteil wissen und rechtzeitig entsprechenden Rat bei Problemen holen.
Weiterführende Informationen gibt es in diesem Link:
Ein ausführlicher Beitrag zum Thema Wochenbettdepression. Über die Häufigkeit, Entstehung und Symptome dieser seelischen Erkrankung von Neu-Mamas. Relevant ist auch die Frage, ob man erneut gefährdet ist, eine solche Depression zu bekommen.
Rund 1/3 aller Betroffenen ist nach der Geburt neuen depressiven Tiefs ausgesetzt. Etwas Gutes hat dieser Umstand: Die Frauen sollten nämlich bereits vor der Geburt sich auf das etwaige Wiederauftreten einstellen. Das bedeutet eine intensive Betreuung gegebenenfalls durch eine psychische Fachkraft inklusive Medikamentenausgabe durch einen Mediziner. Auch der Ehemann und die Familie sollten darauf eingestellt sein, der jungen Mutter zu helfen. So gewappnet, reduziert sich das Risiko einer schweren depressiven Ausnahmesituation.
Fazit:
Jede junge Mutter ist gefährdet, eine psychische Verstimmung nach der Geburt zu erleiden. Rechtzeitig diese depressiven Verstimmungen zu erkennen und bereits nach den ersten Symptomen Hilfe zu holen, ist unabdingbar.
Wichtig: Diese Anzeichen sind von Frau zu Frau verschieden und können sich in Angstzuständen äußern, in emotionaler Abneigung zum Baby oder ganz generell aus trübseligen Gedanken bestehen.
Nicht immer ist genau klar, ob eine Wochenbettdepression wirklich dahintersteckt. Gut ist, dass das Problem erkannt wurde und junge Mütter heutzutage Unterstützung finden. Wichtige Anlaufstellen sind auch in diesem Artikel bereits genannt worden. Sie helfen im konkreten Fall bei einer akuten Wochenbettdepression, sind aber auch geeignet, um bereits im Vorfeld sich auf eine mögliche Verstimmung einzustellen.
Denn Frauen, die bereits von einer Niedergeschlagenheit nach der Geburt betroffen waren, haben auch ein höheres Risiko, erneut daran zu erkranken. Das Netz an Beratungsstellen ist wirklich größer geworden und die Betroffenen müssen keine Scheu mehr haben, Hilfe zu suchen.
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