Während der letzten zehn Jahre ist es eindeutig: Immer öfter verspüren homosexuelle Paare, die verheiratet sind, einen Kinderwunsch. Samenspender sind dabei nur ein Weg zum Ziel.
Diskussion zum homosexuellen Kinderwunsch
Was vor etwa 25 Jahren in den USA angefangen hat, das ist mittlerweile nun auch in Deutschland ein viel diskutiertes und bewegendes Thema geworden: Die Fragen, ob homosexueller Kinderwunsch am Ende auch wirklich realisierbar ist, und wenn Ja wie, beschäftigt immer mehr Personen.
Ob die Lesbe selber, die den Kinderwunsch hat, oder die Politik, die sich mit den rechtlichen Bedingungen rund um die Sache beschäftigt, das Thema “Homosexuelle Paare mit Kinderwunsch” interessiert die eine wie auch die andere Seite. Dabei hat sich zum einen vieles getan, was es für homosexuelle Paare einfacher macht, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Zum anderen gibt es immer noch konservative Strömungen, die es für ein lesbisches Paar nach wie vor schwieriger machen, den Weg zum Wunschkind zu gehen.
Video: Mami, Mama, Kind – drei Jahre Regenbogenfamilienzentrum
Bedingungen für homosexuelle Paare
Dabei haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für homosexuelle Paare vor noch nicht einmal einem Jahr deutlich verbessert: Seit dem 1. Oktober 2017 dürfen so genannte gleichgeschlechtliche Paare den Bund der Ehe schließen.
Damit hat die Politik eine deutliche Änderung eingeleitet, die sich an einigen Beispielen zu erkennen gibt:
- Für ein homosexuelles Paar besteht nun das selbe Recht in punkto Kinderwunsch wie für jedes heterosexuelle, verheiratete Paar.
- Der Wunsch, eine so genannte Regenbogenfamilie, wie Familien genannt werden, in denen Kinder gleichgeschlechtliche Eltern haben, zu gründen, lässt sich für ein homosexuelles Paar gut realisieren.
- Vor der so genannten “Ehe für alle”, wie der rechtliche Schritt der Politik im Allgemeinen genannt wird, war es für ein homosexuelle Paar nur möglich, eine Stiefkindadoption durchzuführen. Das ist die Adoption des Kindes des jeweiligen Lebenspartners. Dabei ist es egal, ob das Kind aus einer früheren Ehe des Partners stammt, nichtehelich oder adoptiert ist.
- Seit der „Ehe für alle“ ist der Weg der Politik eindeutig: Nun dürfen auch gleichgeschlechtlich verheiratete Paare ein fremdes Kind adoptieren und deren Eltern werden.
- Das Verfahren so einer Adoption für ein homosexuelles Paar ist ist nach dem Gesetz das gleiche, wie bei einer Adoption eines Kindes durch heterosexuelle Paare.
Video: Warum wird lesbischen Paaren ihr Kinderwunsch verwehrt?
Methoden sich den Kinderwunsch zu erfüllen
Ob die rund 11400 Kinder, die in Deutschland angeblich homosexuelle Eltern haben, adoptiert sind oder auf anderen Wegen in ihre Familien gekommen sind, dazu gibt es keine offiziellen Angaben. Es bestehen aber generell andere Methoden als die Adoption, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Im Detail sind das die folgenden Möglichkeiten:
1.Insemination und Kinderwunsch
Durch moderne Medizin ist der Kinderwunsch für ein homosexuelles Paar in den letzten Jahrzehnten einfacher und durchführbarer geworden. Dafür gibt es gezielte Insemination, die hohe Erfolgschancen für gleichgeschlechtliche Partner verspricht: für lesbische Frauen, die einen Samenspender gefunden haben und für schwule Männer, die gern gemeinsam ein Kind bekommen wollen.
Entsprechende Anbieter dieser Methode belassen es für ein homosexuelles Paar nicht nur beim rein medizinischen Prozedere, um ihr Wunschkind auf die Welt zu bringen. Auch rechtliche Fragen und emotionale Aspekte, unter denen man das Thema betrachten kann, werden mit einbezogen.
2. Kinderwunsch per künstlicher Befruchtung
Die meisten betroffenen homosexuellen Mütter und Väter würden sich angeblich für eine künstliche Befruchtung entscheiden. Woraufhin sich die Frage stellt, wie ein lesbisches Paar praktisch an das Sperma kommt. Viele zukünftige Mütter haben sich in ihrem Freundeskreis nach einem potenziellen Mann umgesehen, den sie dann bitten, als Vater ihres Kindes zur Verfügung zu stehen.
Dabei ist das Folgende zu beachten und vorab zu klären:
- Der Erzeuger des Kindes eines lesbischen Paares möchte die Vaterschaft anerkennen oder nicht.
- Ein Samenspender kann einfach nur, wie der Name es sagt, den Samen spenden. Er kann aber auch zum Vater mit allen Rechten und Pflichten, die die Politik kennt, werden.
- Er kann diese Rolle auch gerichtlich beantragen, sofern sein Kind nicht in eine bestehende Ehe hineingeboren wurde.
- Wenn letzteres zutrifft, muss er eventuell Unterhalt zahlen und kann sein Umgangsrecht ausüben.
- Bezüglich der Kosten sollte sich ein homosexuelles Paar schon vorab gut informieren.
- Wenn alle Voraussetzungen für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfüllt sind, dann ist der Kinderwunsch rein rechtlich möglich und auch finanziell machbar.
3. Kinderwunsch durch Samenspende
Auch wenn ein verheiratetes, lesbisches Paar durch Samenspende schwanger werden möchte, dann ist es ratsam, dass es sich vorher über folgende Punkte Gedanken macht: Ist die lesbische Frau, die ihr Kind nicht selbst ausgetragen hat, automatisch auch als Mutter anerkannt? Leider nicht, wie es in der Politik bis heute rechtlich gesehen wird. Auch hier geht die Anerkennung des Kindes letztendlich nur über die Stiefkindadoption, denn in Deutschland ist rechtlich immer die Mutter eines Kindes die Frau, die es geboren hat. Das heißt für ein homosexuelles Paar auch Folgendes: Selbst wenn eine Frau eine befruchtete Eizelle für eine Lesbe und ihre Partnerin austrägt, die von dieser anderen Frau stammt, ist sie rechtlich gesehen die Mutter des Kindes.
4. Fortpflanzung im Ausland
Bei einem Kinderwunsch in Form einer künstlichen Befruchtung ist es für Mütter, die keinen Partner haben, sehr schwer, sich diesen zu erfüllen. Egal ob sie sich als heterosexuell oder als homosexuell betrachten, stehen ihnen viele Hürden im Weg. So kommen laut der Bundesärztekammer hierzulande alleinstehende Frauen und gleichgeschlechtliche Paare dafür nicht in Frage, wenn sie nicht verheiratet sind. Samenbanken in Großbritannien, Dänemark oder Spanien haben dadurch in den letzten Jahren einen erheblichen Zuwachs, durch es mit der Zeit zu einem regelrechten Fortpflanzungstourismus in diese Länder gekommen ist. “Ja, die Nachfrage lesbischer Frauen hat stark zugenommen”, erläutert Thomas Katzorke, Leiter des Zentrums für Reproduktionsmedizin in Essen, die Entwicklung. Dabei handelt es sich um die größte Samenbank Deutschlands, aber lesbische Frauen sind hier nah wie vor in einer Ausnahmestellung. Wenn dann auch europäische Adressen für die Samenspende nicht in Frage kommen, dann traten immer mehr lesbische Paare den Weg nach Amerika an. Ein Schritt, der in seiner Umsetzung alles andere als preisgünstig ist, denn allein der Transport der Samen im gefrorenen Zustand liegt preislich bei ungefähr 3000 Euro.
Haben die eingefrorenen Samen dann den Arzt, bei dem die so genannte Intrauterine Insemination bei der jeweiligen Frau durchgeführt wird, erreicht, dann kann es auch sofort losgehen: Sie werden direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht, die dann hoffen kann, dass sie in den kommenden Monaten schwanger wird. Diese Methode birgt sowohl eine hohe Wahrscheinlichkeit, sich den Kinderwunsch erfüllen zu können als auch die Gefahr, dass die Befruchtung nicht funktioniert. Das ist dann am Ende auch eine Frage des persönlichen Glücks eines lesbischen Paares.
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