Schwarze Flecken auf den Zähnen, Löcher und Zahnschmerzen: Karies bei Kindern ist keine Seltenheit, kann zu Schmerzen und Problemen führen. Studien zeigen jedoch, dass in Deutschland die Zahngesundheit auf einem sehr guten Stand ist. Vorbeugende und behandelnde Schritte sind dennoch wichtig.
Karies bei Kindern: Wie schlimm ist es wirklich?
Eltern machen sich ständig Gedanken darüber, wie sie die Zähne ihrer Kinder vor Karies schützen können. Das ist auch gut so. Denn es ist besonders schmerzhaft, wenn die Zähne erst einmal befallen sind. Allerdings scheint es so, als würde der Kariesbefall sehr viel schlimmer eingeschätzt werden, als er ist. Dazu hat die Aufklärung in Deutschland in den letzten Jahren beigetragen.
Diese Erkenntnis wird auch durch die Deutsche Mundgesundheitsstudie bestätigt. Bei dieser Studie wird eine repräsentative Untersuchung durchgeführt, die im Abstand von einigen Jahren wiederholt wird und dabei hilft einen Überblick zu bekommen, wie es mit Karies bei Kindern in Deutschland aussieht. Die erste DMS wurde im Jahr 1989 durchgeführt.
Die fünfte Auflage aus dem Jahr 2015 macht deutlich, dass im Vergleich zur ersten Untersuchung, der Kariesbefall bei Kindern um 90 % reduziert werden konnte. Der Durchschnitt macht sogar deutlich, dass bei einem Kind meist nur ein halber Zahn überhaupt die Erfahrung mit Karies gemacht hat. Zudem haben immerhin mehr als 80 % der Kinder gar keine Karies. Für die Studie wurden Kinder im Alter von 12 Jahren untersucht.
Prophylaxe zum Schutz vor Karies bei Kindern zeigt ihre Wirkung
Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Prophylaxe zur Vorbeugung von Karies bei Kindern sehr wirkungsvoll ist. Die Karieslast bei deutschen Kindern liegt bei 19 Prozent und bedeutet, dass Kinder mit Karies im Schnitt 1,4 betroffene Zähne haben.
In die Studie mit eingeflossen sind zudem Parameter, die auf den sozialen Hintergrund schliessen lassen. In erster Linie ist bei den Kindern Karies zu finden, die aus sozial niedrigeren Schichten kommen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt demnach ganz klar in der Aufklärung und der die Karies-Prävention!
Auch Statista macht deutlich, dass sich die Karies deutlich zurückentwickelt hat. Während 1997 nur 41,8% der Kinder ein kariesfreies Gebiss hatten, waren es 2005 bereits 70,1% ohne Kariesbefall.
Zwei Formen der Prophylaxe helfen
- Individualprophylaxe: Kinder, die in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, haben Anspruch auf Leistungen der zahnmedizinischen Individualprophylaxe (IP), wenn Sie im Alter zwischen sechs und siebzehn Jahren sind. Diese gesetzlichen Leistungen sollen die Bemühungen der Eltern zu Hause unterstützen, indem sie auf die individuelle Besonderheiten des Kindes eingehen.
- Gruppenprophylaxe: Förderung der Zahnpflege von Kindern, in Kindergärten und Schulen, im Rahmen der staatlich geförderten Gesundheitserziehung bei Kindern.
Karies bei Kindern von 0 – 3 Jahren
Auch wenn die Studie deutlich macht, dass sich die Zahngesundheit bei Kindern grundsätzlich verbessert hat, gilt dies nicht für alle Altersgruppen bei Kindern. Vorsichtig sollten Eltern bei Kindern im Alter von 0 – 3 Jahren sein. Sobald sich die ersten Milchzähne zeigen, besteht auch die Gefahr für die Entstehung von Karies.
Inzwischen haben bereits rund 15 % der Kinder in dieser Altersklasse Karies. Dadurch gilt Karies als eine der häufigsten chronischen Krankheiten, die bei Kindern in diesem Alter entdeckt wird. Auch in dieser Altersgruppe wird deutlich, dass vor allem Kinder aus sozial schwachen Schichten betroffen sind.
Nicht selten gehen Eltern davon aus, dass Karies bei Kindern auf einem Milchzahn nicht so schlimm ist. Doch das Gegenteil ist der Fall! Den durch den Kariesbeafall beim Milchzahn können auch nachfolgende Zähne betroffen sein.Vorbeugend ist es daher notwendig, dass Kinder auch schon in jungen Jahren Untersuchungen bei einem Zahnarzt in regelmässigen Abständen durchführen lassen.
Dies liegt in der Pflicht der Eltern. Zudem ist diese Pflicht sogar im Sozialgesetzbuch festgehalten. Im Buch V mit dem §21 ist die Verhütung von Zahnerkrankungen vermerkt. In diesem Zusammenhang erfolgen auch flächendeckende Untersuchungen, die in Kindergärten und an Schulen durchgeführt werden.
Kaum Unterstützung durch die Krankenkasse und Zahnärztekammern zur Vorbeugung
Die Untersuchungen in Kindergärten und Schulen werden in Zusammenarbeit der Zahnärztekammern und Krankenkassen durchgeführt. Auch der öffentliche Gesundheitsdienst hat hier seinen Anteil. Allerdings wird bereits seit Jahren deutlich, dass dem Auftrag, den diese Einrichtungen haben, nicht mehr ordentlich nachgekommen wird.
Dies kann mehrere Gründe haben, Personalmangel ist sicher einer davon. So hat sich gezeigt, dass 2015 nur in 62 % der Schulen Untersuchungen durch einen Zahnarzt durchgeführt wurden. Dieses Ergebnis gilt für Mecklenburg-Vorpommern. In Hamburg sind die Ergebnisse noch erschreckender. Nur 20 % der Kinder wurden hier untersucht.
Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihre Aufgabe wahrnehmen und schon frühzeitig damit beginnen, ihr Kind an die Besuche beim Zahnarzt zu gewöhnen. Dieser kann Karies frühzeitig erkennen oder sogar vorbeugende Schritte ergreifen.
Video: Wie schützt man Zähne vor Zucker?
Entstehung und Übertragung von Karies an Kinder
Eltern stellen sich natürlich die Frage, wie es sein kann, dass ihr Kind Karies hat, obwohl immer wieder die Zähne geputzt werden.
Die Ursache für Karies sind die sogenannten Mutans-Streptokokken. Hierbei handelt es sich um Bakterien, die einen eigenen Stoffwechsel haben. Bei diesem Stoffwechsel entstehen Säuren, die der Auslöser für die Entstehung von Karies sind, da sie den den Zahnschmelz schädigen. Diese Schädigung ist meist schon recht früh zu erkennen. Es eigen sich braune oder auch weisse Flecken auf den Zähnen. Wer dies bei seinem Kind sieht, der sollte schnell den Zahnarzt aufsuchen. Gerade im frühen Stadium kann der Zahnarzt noch eingreifen und eine Reparatur vornehmen.
Interessant zu wissen ist, dass auch der Speichel der Kinder seine Möglichkeiten hat, vorhandene Probleme mit dem Zahnschmelz zu korrigieren. Er hat, unter den richtigen Umständen, sogar eine karieshemmende Wirkung. Dafür ist es jedoch notwendig, dass die Mahlzeiten nicht zu kurz hintereinander erfolgen, sondern für die Zähne ausreichend Zeit für eine Regeneration bleibt.
Oft kommt die Frage auf, wie sich bei so kleinen Kindern schon Karies bilden kann, wenn sie vielleicht noch nicht einmal mit Zucker in Berührung gekommen sind. Es ist möglich, dass Kariesbakterien übertragen werden: Eltern sind meist Träger von Bakterien und geben diese an die Kinder weiter. Das passiert in einem unbedachten Moment. Es reicht schon, wenn man den Löffel des Kindes ableckt und dieses danach weiter mit dem Löffel füttert, oder wenn man den heruntergefallenen Schnuller ableckt und dem Kind den scheinbar sauberen Schnueller wieder in den Mund steckt.
Symptome von Karies bei Kindern
Das Problem von Karies bei Kindern ist, dass es häufig erst sehr spät von den Eltern erkannt wird. Schmerzen sind das letzte Symptom von Karies. Wichtig ist, die Symptome frühzeitig zu erkennen und direkt den Weg zum Zahnarzt zu suchen. Wenn das Kind bereits Probleme beim Kauen hat und über Schmerzen im Mund klagt, ist es oft schon zu spät.
Bereits erste Verfärbungen auf den Zähnen sowie eine raue Oberfläche sind Hinweise darauf, dass der Zahnschmelz angegriffen sein könnte. In diesen Fällen ist es möglich, dass der Zahnarzt die Milchzähne repariert und schützt.
Bleibt Karies unbehandelt, können nicht nur die Zähne verloren gehen. Auch nachfolgende Zähne sind vor dem Befall nicht geschützt. Zusätzlich dazu kann es passieren, dass die Kaufunktion der Kinder eingeschränkt wird, da sie damit beginnen, betroffene Stellen zu schonen. Auch auf die Sprache kann dies Auswirkungen haben.
Karies bei Kindern vorbeugen
Kariesbakterien sind echte Fans von Zucker. Zucker bietet ihnen die besten Voraussetzungen, um sich vermehren zu können. Das ist für die meisten Eltern keine neue Information. Dennoch erhalten Kinder heute schon in jungen Jahren grosse Mengen an Zucker, mit denen ihr Gebiss umgehen muss.
Dabei geht oft der Gedanke daran verloren, dass Milchzähne sogar noch deutlich empfindlicher sind, als die bleibenden Zähne. Zucker ist heute in zahlreichen Nahrungsmitteln zu finden. Oft ist es erschreckend festzustellen, wie viel Zucker sogar in Ketchup oder Brot enthalten ist.
Eltern sollten daher dafür sorgen, dass Kinder so wenig Zucker wie möglich zu sich nehmen. Eine wichtige Empfehlung lautet, als Getränk ausschliesslich Wasser anzubieten. Säfte oder auch Tee mit Zucker sind für die Zähne Gift.
Immer wieder ist zu sehen, dass Kinder im Kleinkindalter eine Flasche haben, auf die sie jederzeit zugreifen können. Das ist kein Problem, wenn es sich um eine mit Wasser gefüllte Flasche handelt und nicht ständig daran gesaugt wird. Schwieriger wird es, wenn das Kind ein Dauernuckler ist und dazu noch Milch oder Saft in der Flasche hat.
Ein wichtiger Faktor für die Vorbeugung ist das Zähneputzen. Kinder sollten bereits an dem ersten Zahn herangeführt werden. Es gibt spezielle Zahnbürsten für die ersten Zähne. Auch der Einsatz von Zahnpasta wird empfohlen.
Karies bei Kindern behandeln
Ist es doch soweit und Karies bei Kindern hat sich ausgebreitet, hilft nur noch eine schnelle Behandlung. Auch im Milchzahn muss Karies entfernt werden. Dafür wird die betroffene Stelle vorsichtig bearbeitet. Es kann notwendig werden, dass das Kind eine Lachgas-Narkose bekommt. Nachdem die Karies entfernt wurde, ist eine Füllung notwendig. Eingesetzt werden hier meist Kunststoff oder Zement.
Auch nach erfolgreicher Behandlung sollte das Kind in regelmässigen Abständen beim Zahnarzt zur Vorbeugung vorbei schauen.
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Infografiken: ©Schwarzer.de